Langstone Transceiver

Hier geht es um ein experimentelles Projekt, initiiert von Colin, G4EML. Auf Basis eines Adalm Pluto entsteht mit einem Raspberry Pi 4 und ein paar Zusatzbausteinen ein All-Mode-Transceiver für 70 MHz aufwärts.

Es gibt hierzu keinen Bausatz oder auch nur eine konkrete Anleitung, einige haben wohl einen Komplett-Transceiver incl. Endstufen, Tiefpass-Filtern und Bandumschaltung gebaut. Mein Ansatz war, eine Art Basis-Gerät zu erstellen mit Adalm Pluto, Raspberry Pi und allen zusätzlichen Modulen, das aber breitbandig und universell. Damit kann man dann weitere, bandspezifische Einheiten “anflanschen”.

Nach einigen Monaten kann ich jetzt Folgendes berichten:

  • Es hat Spaß gemacht, ich habe viel gelernt und es ist etwas Funktionsfähiges herausgekommen.
  • Es ist kein Projekt, um mit wenig Aufwand einen fertigen Transceiver in der Art “Icom 9700 light” oder “IC905 light” zu erhalten.

Mein Antrieb war auch, etwas über SDR-Techniken zu lernen und zu verstehen.

GNU Radio

Als ich mir zum ersten Mal den Sourcecode (https://github.com/g4eml/Langstone-V2) angeschaut habe, war ich irritiert. Das konnte doch nicht alles sein. Schnell habe ich gemerkt, dass der Code mehr oder weniger ein Wrapper um https://www.gnuradio.org/ darstellt. Das sehe ich ausdrücklich als einen Vorteil. GNU Radio ist eine Art Baukasten, um mit SDR-Techniken Empfänger, Sender, Analysatoren etc. zu bauen. Es gibt eine Entwicklungsumgebung, um per GUI Funktionsblöcke zusammenzustellen und zu konfigurieren. Daraus wird dann Python-Code generiert, der mit der Library/Runtime eigenständig lauffähig ist. Man muss hierzu wissen, dass die eigentlichen “low-level-Funktionalitäten” in C programmiert sind, und Python hier nur als Glue Code dient, der angibt, wie die low-level-Blöcke “verschaltet” sind.

Da ich nicht einfach nur den fertigen Langstone-Code einsetzen wollte, sondern auch vorhatte, die Grundlagen zu verstehen, waren meine ersten Gehversuche, einen einfachen FM-Transceiver mit GNU Radio und dem Adalm Pluto zu erstellen. Das hat auch recht gut funktioniert. Hier habe ich aber bereits erkannt, dass einige Dinge zwar prinzipiell funktionieren, aber doch manches auch seine Eigenarten hat.

Wie so oft unterschätzt man auch die Arbeiten “außenherum”. Ok, ich hätte als Audio-Verstärker einen nur wenige € teuren Baustein nehmen können. Da ich aber noch unzählige NF-ICs mit ein paar Watt Leistung hatte, habe ich diese dann auch mal einem Einsatzzweck zuführen wollen. Um den Raspi mit 12 V betreiben zu können, suchte ich einen passenden Step-Down-Converter, für den ich dann auch noch eine Overvoltage-Protection mit Thyristor (“Crowbar”) erstellte. Usw….

Am Ende ist dann dies entstanden (hier ein Test-Aufbau mit einem El Cuatro-TRX):

Obwohl jetzt das “Basisgerät” fertig ist, geht es weiter. Eine gebrauchte PA für 23cm und eine weitere für 2m habe ich schon erstanden, hier liegt aber auch noch Arbeit vor mir.

Wir Funkamateure profitieren in den letzten Jahren enorm von dem Smartphone-Boom, durch den viele neue Halbleiter entstanden sind. Hier werden dann oft Nachfolger herausgebracht, und die letzte Generation auf billigen “China-Modulen” verbaut, die man z.B. bei Amazon, AliExpress und Box73 (dem Shop dert Funkamateur-Zeitschrift) kaufen kann. Aber hier gilt, das Brauchbare zu erkennen.

Die beiden oberen Module haben etwa vergleichbare Daten, sie kann man sowohl als rauscharme, breitbandige Vorverstärker (besonders das rechte Modul), als auch als TX-Treiber bis etwa 100mW einsetzen. Diese beiden habe ich auch in meinem Langstone-Basisgerät verbaut. Dabei habe ich einen mit einem PIC-Microcontroller realisierten Sequencer erstellt, der die Module passend für RX / TX mit entsprechendem Delay mit Spannung versorgt. Dadurch gewinnt man noch einiges an dB bei der Dämpfung des RX-Zweiges im Sendefall, und muss sich nicht rein auf die Dämpfung von Coax-Relais bei der Umschaltung verlassen.

Für 23cm habe ich gerade das untere Modul von AliExpress erhalten. Das soll max. 15W “können”, wobei ich diese Leistung nicht ausreizen werde. Mir ging es in erster Linie darum, für die Ansteuerung einer größeren 23cm-PA genug Leistung zur Verfügung zu haben. Erste Messungen sehen recht vielversprechend aus.

Wie schon oben angedeutet:

Langstone ist nicht vergleichbar mit z.B. den bekannten QRP-Bausätzen von Hans Summers, bei denen man einen nachbausicheren Transceiver erhält.

Andererseits hat Colin, G4EML hier eine Software mit der passenden Anleitung erstellt, die an einigen Stellen noch nicht rund und auch nicht sonderlich gut strukturiert ist. Sie erlaubt es aber, einem halbwegs mit Github, Linux und HF-Techniken erfahrenen OM einen durchaus in der Praxis einsetzbaren VHF/UHF/SHF-Transceiver zu bauen.